Mit hilfreichen Design-Tipps zeigen wir dir, wie du die richtige Fliesenfarbe auswählst, um die gewünschte Stimmung in jedem Raum zu schaffen.
Beschäftigst du dich mit der Planung einer Renovation oder eines Neubaus? Dann darfst du dir schon frühzeitig Gedanken zu Farben und deren Wirkung machen. Doch wie werden Farben und Materialien in ein stimmiges Konzept gebracht und wie findet man überhaupt die richtigen Farben und Materialien?
Mit der Interior Designerin Franziska Demmig habe ich darüber gesprochen, ob die Farbpsychologie aus Büchern 1:1 auf Räumlichkeiten übertragen werden kann und welche Tipps sie uns geben kann, um die individuellen Wohlfühlfarben zu finden. Zudem hat sie mir verraten, weshalb sie trotz des Trends «Fugenlose Badezimmer» auf Fliesen steht.
Das Gespräch hat mich sehr inspiriert und wieder auf neue Ideen gebracht. Ich bin mir sicher, dass es dir auch so gehen wird und du frische Impulse für deine eigenen Projekte erhältst.
Farbe ist ein wesentliches Element im Raumdesign, das die Atmosphäre eines Raumes stark beeinflussen kann. Farben können Stimmungen erzeugen, die Wahrnehmung von Raumgrössen verändern und sogar unser Verhalten und Wohlbefinden beeinflussen.
Obwohl die Farbpsychologie wertvolle Hinweise geben kann, warum bestimmte Farben in einem Raum eine bestimmte Wirkung erzielen könnten, ist sie nicht immer 1:1 anwendbar. Wir sind Individuen und nehmen Farben unterschiedlich wahr. Ihre Wirkung kann ausserdem je nach Kultur und Kontext variieren.
Die eigene persönliche Erfahrung spielt gemäss Franziska eine grosse Rolle: «Möchte ich einen Raum, in dem ich meinen Körper und Geist regenerieren kann, stelle ich mir die Frage, wo ich mich generell wohl fühle und Energie tanke. Bei mir ist es beispielsweise die Natur, sei es beim Wandern in den Bergen, beim Spaziergang durch Wiesen und Wald oder am Strand. Dementsprechend wähle ich bevorzugt Farben aus dieser Natur, die ich vor Augen habe. Viele Bäder in Mietwohnungen sind komplett in Weiss gehalten – die Farbe Weiss gilt als rein (und somit hygienisch), lässt den Raum grösser wirken und wird vor allem als unkompliziert angesehen. Aber wo in der Natur kommt reines Weiss vor? Mir kommt da lediglich der Winter mit schneebedeckten Oberflächen in den Sinn. Und das verbinde ich mit kalt und teilweise unangenehm. Da stellt sich mir die Frage, will ich in so einem Raum länger Zeit verbringen? – Eher nicht!»
Aber die Wirkung von Farben hängt auch stark von Materialien, Licht und Schatten ab. Farben verändern sich je nach Oberfläche. Auf matten Materialien wirken sie weicher, auf glänzenden Flächen lebendiger. Auch das Licht spielt eine grosse Rolle. Ein und dieselbe Farbe kann in einem lichtdurchfluteten Raum strahlend wirken, in einem dunklen Raum jedoch erdrückend. Schatten verstärken diesen Effekt zusätzlich und verändern die Wahrnehmung von Farben. Daher ist es wichtig, Farben immer im Kontext von Materialien, Licht und Schatten zu betrachten, um eine stimmige und angenehme Raumgestaltung zu erreichen.
Zuerst braucht es eine klare Vision, d.h. überlege dir zuerst, welche Atmosphäre du in dem jeweiligen Raum schaffen möchtest. Soll der Raum warm und einladend wirken, oder eher modern und kühl. Am Beispiel eines Bades überlege dir, wie du es nutzt: soll es dir als kleine Wellness-Oase dienen, oder ist es ein rein funktionaler Ort für dich. Was soll der Raum ausstrahlen, wie willst du dich darin fühlen. Halte diese Überlegungen schriftlich fest.
Nun suche dir passende Bilder, welche dir diese Wahrnehmung respektive so ein Gefühl vermitteln. Hier kannst du Online-Plattformen wie Pinterest nutzen oder in Foto-, Interior Design-Büchern und Zeitschriften recherchieren. Diese Bilder können dir helfen eine passende Farbpalette, Fliesenart sowie die richtigen Materialien auszuwählen.
Farbkonzept
Beginne mit einer Basisfarbe. Je nach gewünschter Stimmung und der Funktion des Raumes ergänzt du diese mit ein oder zwei Akzentfarben. Akzentfarben kannst du ruhig mutiger wählen, um bestimmte Bereiche hervorzuheben oder eine persönliche Note zu setzen. Wenn du Fan von «Ton-in-Ton» bist, achte lediglich darauf, dass die Farbnuancen nicht zu ähnlich sind, also trotzdem ein leichter Kontrast gegeben ist und man Konturen erkennen kann. Franziska benutzt zum Beispiel bei ihren Planungen den Farbkonzepter von kt.COLOR. Das sind durchdachte Farbkonzepte, die in Material, Umweltfreundlichkeit und Ästhetik harmonieren und dabei hochwertig und überzeugend wirken.
Berücksichtige bei der Auswahl der Farben und Materialien die Raumgrösse und Lichtverhältnisse: Helle Farben und glänzende Fliesen lassen Räume wie eingangs gesagt grösser erscheinen, während dunkle Farben und matte Oberflächen einen Raum gemütlicher, aber auch kleiner wirken lassen können. Beachte die natürliche und/oder künstliche Lichtquelle im Raum, denn dies hat eine Wirkung darauf, wie die Farben und Materialien im Raum wirken.
Wenn deine Planung steht, besorge dir am besten Farb-, Fliesen- und andere Materialmuster und beobachte deren Wirkung bei unterschiedlichen Tageszeiten bzw. Lichtverhältnissen. Dies gibt dir ein besseres Gefühl dafür, wie die Materialien und Farben im Raum harmonieren, auch bei Schatten.
Mix & Match von Materialien
Kombiniere verschiedene Materialien und Oberflächen, um Tiefe im Raum und eine interessante Haptik zu schaffen. Zum Beispiel: Glänzende Fliesen kombiniert mit matten Wänden oder Holzoberflächen sorgen für ein harmonisches, aber dennoch abwechslungsreiches Raumgefühl.
Durch Verwendung von Akzentfliesen, kannst du bestimmte Bereiche wie Waschbecken- oder die Duschwand hervorheben. Diese kannst du in einer kontrastierenden Farbe oder mit einem auffälligen Muster gestalten, um ein visuelles Highlight im Raum zu schaffen.
Langfristig planen
Fliesen und Wandfarben sind in der Regel langfristige Entscheidungen. Überlege bei deiner Auswahl, welche Farben und Muster du auch in ein paar Jahren noch mögen wirst und lasse dich nicht zu sehr von Trends leiten.
Beratung einholen
Wenn du dir bei deinen Entscheidungen unsicher bist, hole dir eine Zweitmeinung durch eine:n Interior Designer:in oder Fachhändler:in ein. Sie beraten dich hinsichtlich der besten Optionen für deinen Raum und helfen dir, ein stimmiges Gesamtkonzept zu erstellen.
Franziska von Demmig Interiors und Chantal beim Besprechen von passenden Farbkonzepten.
im Bild Armatur in Schwarz matt/Gold von CHUCHI ARENA GmbH
Wie nicht anders zu erwarten, hat sie direkt ein Bild vor Augen – in ihrem Fall ist es natürlich von der Natur inspiriert:
«Mein Traum-Bad hat auf jeden Fall ein grosses Fenster mit viel Tageslicht und mit Blick in die Natur. Da ich das Bad gerne als Wellness-Oase nutze, muss es – neben einer Dusche – unbedingt eine Badewanne haben. Stauraummöglichkeiten wie eingebaute Regale und Schränke sind mir wichtig, um den Raum aufgeräumt zu halten, denn das bringt Ruhe. Diese, sowie der Unterbau vom Waschtisch und ein Teil der Wandverkleidung, sind aus Holz.
Ich liebe zwar Holzparkett, weil es so angenehm ist, darauf barfuss zu laufen, aber beim Boden im Bad setze ich lieber auf Bodenfliesen. Hier würde meine Wahl auf die grossen sandfarbenen Fliesen Miara – Sand Matt fallen.
Als Farbakzent und visuelles Highlight wähle ich grün. Ich bin ein Fan von grünem Marmor. Es ist ein bisschen «sophisticated» und bringt ausserdem einen schönen Kontrast zu warmem Holz. Daher wähle ich die Fliese Mina – Jungle Gloss. Diese setze ich an der Wand vom Waschtisch und an der Aussenwand der eingelassenen Badewanne ein. Ich gebe zu, ich persönlich bin weg von freistehenden Badewannen und habe mich wieder zurück auf den Komfort des breiten Badewannenrandes mit Ablageflächen besonnen. Dies entspricht meiner persönlichen Formensprache besser.
Fliesenmuster im Bild Mina – Jungle Gloss
Neben funktionalem Licht plane ich zusätzlich dimmbare Ambiente-Beleuchtung und/oder dekorative Wandleuchten ein, um eine gemütliche Stimmung erzeugen zu können. Es kommen auf jeden Fall noch echte Grünpflanzen rein und dekorative Elemente, um den Look etwas aufzulockern und eine einladende Atmosphäre zu schaffen.
Für Wärme und Textur sorgen ausserdem flauschige Badetücher und vielleicht sogar ein kleiner Teppich (waschbar). Einen Teil der Wände würde ich mit einer entsprechenden Wandfarbe streichen. Insgesamt basiert das Bad hauptsächlich auf Farben und Materialien, die so in der Natur wiederzufinden sind und mir ein wohliges und entspanntes Gefühl vermitteln.»
Das fertige Bad mit den Feinsteinzeug-Fliesen Miara – Sand am Boden und den wunderschönen Marmorfliesen Mina – Jungle Gloss an den Wänden.
Bei ihrer täglichen Arbeit hat sich Franziska auch mit fugenlosen Badezimmern auseinandergesetzt: «Fugenlose Oberflächen sind zweifellos ein Trend im Bad-Design. Als Vorteil gegenüber Fliesen herrscht die gängige Meinung, dass Fugen im Laufe der Zeit verschmutzen oder sich Schimmel bildet. Dem kann mit der regelmässigen Pflege und aktuellem Fugenmaterial grösstenteils entgegengewirkt werden. Gerade in kleinen Badezimmern sind fugenlose Wände besonders beliebt, da sie eine Möglichkeit bieten, den Raum optisch grösser und moderner wirken zu lassen.
Allerdings ist die Gestaltung eines fugenlosen Bades technisch anspruchsvoll und sollte unbedingt von einem Fachmann oder einer Fachfrau durchgeführt werden, was sich auch erheblich auf das Budget auswirkt. Bei unsachgemässer Ausführung besteht ausserdem die Gefahr, dass die Oberflächen nicht vollständig dicht sind oder Risse entstehen, was zu erheblichen Problemen führen kann.»
Gemäss Franziska ist die ästhetische Wirkung eines komplett fugenlosen Badezimmers ein weiterer Punkt, der oft übersehen wird: «Besonders bei einfarbigen Oberflächen kann der Raum schnell monoton und langweilig wirken, da visuelle Reize fehlen. Hier kommen Fliesen ins Spiel: Mit ihnen lassen sich gezielt visuelle Highlights setzen und Farbkontraste schaffen, die das Bad lebendig und einladend wirken lassen. Zudem bieten Fliesen die Möglichkeit, den persönlichen Geschmack einzubringen und die gewünschte Stimmung im Raum zu unterstreichen.»
Bei ihrer Arbeit als Interior Designerin legt Franziska grossen Wert auf ein harmonisches Wechselspiel verschiedener Oberflächen. Fliesen geben dabei durch ihre Vielfalt an Farben, Formen und Texturen nahezu unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten. Dies schafft nicht nur eine interessante, sondern auch eine entspannte Atmosphäre im Bad.
Und noch ein Plus für die Fliese: Eine kaputte Fliese lässt sich leicht auswechseln, bei beschädigten fugenlosen Oberflächen führt dies meist zu einer grösseren und aufwendigeren Reparatur-Massnahme.
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